Fütterung allgemein
Übersicht
Klicken Sie auf das jeweilige Thema, um direkt dazu zu gelangen.
Jagdverhalten
Wenn Leopardgeckos potenzielle Beute erspähen, werden die ansonsten ruhigen, sanften Tiere zu regelrechten Jägern. Bei eingewöhnten Leopardgeckos ist es keine Seltenheit, dass sie schon beim Öffnen des Terrariums ihre Köpfe aus dem Versteck strecken, um bloss keine Fütterung zu verpassen. Sobald dann tatsächlich ein Futtertier erspäht wird, gehen die Geckos zielstrebig darauf zu. In geeigneter Entfernung wird das Beutetier dann anvisiert, wobei die beiden Vorderbeine gestreckt werden und die Schnauze nach unten zum Beutetier angewinkelt wird. Meist vergeht dann ein kurzer Augenblick, bis tatsächlich zugeschnappt wird.
Einige Tiere zeigen hierbei ein spannendes Verhalten. Kurz vor dem Zuschnappen wird der Schwanz nervös hin und her bewegt, was einem "Schwänzeln" gleichkommt. Einige Tiere verlieren dieses Verhalten mit der Zeit. Eine wissenschaftliche Erklärung dafür gibt es bislang nicht. Es wird jedoch vermutet, dass die während der Jagd hoch konzentrierten Leopardgeckos nicht auch noch auf Fressfeinde achten können und der sich nervös bewegende Schwanz mögliche Angreifer ablenken soll. Immerhin ist dieses Körperteil ersetzbar, da es als Regenerat wieder nachwächst.
Wie oft wird gefüttert?
Für die Häufigkeit der Fütterung gibt es keine allgemein gültige Regel. Aus diesem Grund sind viele Halterinnen und Halter anfangs etwas unsicher.
Grundsätzlich gilt: Die meisten Reptilien, die in Terrarien gehalten werden, sind verglichen mit ihren Kollegen in der Natur zu dick bis hin zu verfettet. Dies gilt bei Weitem nicht nur für Leopardgeckos! Fakt ist, dass viele Terrarientiere wohl einiges gesünder und länger lebten, wenn sie etwas sparsamer gefüttert würden. Bedenken Sie, dass ausgewachsene Leopardgeckos nicht mit Hunden oder Katzen verglichen werden dürfen und auf keinen Fall auf tägliches Futter angewiesen sind! Eine Ausnahme bilden hierbei Jungtiere. Das Wachstum eines Leopardgeckos wird unmittelbar von der Futtermenge und der Futterqualität beeinflusst. Das Alter spielt auf das Wachstum bezogen eine untergeordnete Rolle. Daher ist es ratsam, Babygeckos und Jungtieren täglich Futter zu reichen. Selbstverständlich sollte das Futter eine ausgezeichnete Qualität haben und ebenfalls mit Vitamin- und Calciumpräparaten angereichert werden.
Ein fettes Jungtier habe ich in 20 Jahren Haltung und Zucht niemals gesehen. Anstatt Fettreserven anzulegen, wird die aufgenommene Energie direkt in Wachstum umgesetzt. Ab einer Grösse von rund 15 cm kann man langsam beginnen, ab und an einen futterfreien Tag einzulegen. Sobald die Leopardgeckos ausgewachsen sind, sollten sie nicht mehr als ein - bis dreimal wöchentlich gefüttert werden. Auch längere Futterpausen von vier bis sieben Tagen am Stück sind kein Problem.
Ein ausgezeichneter Indikator für den Ernährungszustand Ihrer Tiere ist der Schwanz. In ihm werden Fettreserven angelegt. Folglich haben gut genährte Tiere einen dickeren Schwanz als weniger gut genährte Individuen. Die optimale Schwanzdicke ist schwierig zu benennen. Bei ausgewachsenen Tieren achten wir darauf, dass der Schwanz etwa so dick ist wie der Zeigefinger eines Erwachsenen.
Wie viel wird gefüttert?
Wie bei der Fütterungshäufigkeit gibt es, auch was die Anzahl an Futterinsekten pro Fütterung betrifft, kein allgemein gültiges Rezept.
Wir beobachten unsere Tiere bei der Fütterung und schliessen daraus auf die Futtermenge. Wenn ein Tier den Insekten gierig nacheilt, sie regelrecht verfolgt, bekommt das Tier noch einige weitere Leckerbissen. Sobald der Gecko mehr oder weniger nur noch auf zufällig vorbeilaufendes Futter reagiert und nach diesem schnappt, wird die Fütterung eingestellt. Als Nahrungsopportunisten werden Leopardgeckos nämlich auch dann noch fressen, wenn sie schon längstens satt sind. Der Organismus dieser Tiere ist auf das Anlegen von Reserven für schlechte Zeiten ausgelegt. Also muss während den guten, futterreichen Zeiten eben kräftig zugeschlagen werden, was im Terrarium oft zu überfütterten Leopardgeckos führt. Achten Sie diesbezüglich, wie im vorhergehenden Kapitel beschrieben, auf die Schwanzdicke Ihrer Tiere.
Es ist ausserdem wenig ratsam, Futtertiere tagelang im Terrarium herumlaufen zu lassen. Manche Insekten wie Heimchen und Grillen haben ausgesprochen kräftige Mundwerkzeuge. Schon kurz nach dem Einsetzen ins Terrarium begeben sich die Insekten selbst auf Futtersuche und verzehren neben Pflanzen auch Kotreste der Geckos. Nach etlichen Tagen ohne Futter kann es allerdings auch vorkommen, dass Futtertiere sogar die Geckos anknabbern!
Dies wird vor allem dann verschlimmert, wenn die Futtertiere schon beim Verfüttern ausgehungert und extrem durstig sind.
Um solche Unfälle zu vermeiden, gibt es zwei hilfreiche Methoden:
-
Füttern Sie gekaufte Futtertiere vor dem Verfüttern nochmals zwei bis drei Tage an. Bei vielen Insektenhändlern sitzen die Insekten tagelang in ihren kleinen Verkaufsdosen ohne Wasserzufuhr und mit nur mangelhafter Nahrung. Kein Wunder weisen diese Tiere in der Folge auch einen mangelhaften Nährwert für unsere Geckos auf. Futtertiere direkt aus der Dose ins Terrarium zu geben ist daher eine denkbar schlechte Idee. Ausserdem dürfen wir nicht vergessen, dass auch Insekten Lebewesen sind und mit angemessenem Respekt und Anstand mit ihnen umgegangen werden muss. Ein Umstand, den viele Mitmenschen leider zu oft nicht bedenken.
-
Geben Sie nur so viele Insekten ins Gecko-Terrarium, wie die Tiere in kurzer Zeit erbeuten können. Gerade am Anfang ist es einfacher, zuerst wenige Insekten ins Terrarium zu geben und gegebenenfalls ein paar Minuten später nochmals einen Nachschlag anzubieten. Dies bedeutet auch weniger Stress für die Terrarienbewohner, denn es kann sich bisweilen als mühsam erweisen, zu viel angebotene Insekten wieder aus dem Terrarium zu fangen.
Welche Grösse sollten die Futtertiere haben?
Am besten füttern Sie Ihre Leopardgeckos möglichst abwechslungsreich. Sie finden diverse geeignete Futtertiere, die es in vielen verschiedenen Grössen zu kaufen gibt. Einige sind kaum grösser als zwei bis drei Zentimeter, während andere eine stattliche Grösse erreichen.
Als Richtlinie für die Futtergrösse kann die Kopfbreite des Leopardgeckos hinzugezogen werden. Die Länge der Futtertiere sollte jeweils die Kopfbreite des Geckos nicht allzu sehr überschreiten. Meist sind auch etwas grössere Insekten kaum ein Problem für die geschickten Jäger. Trotzdem sollte diese Regel in etwa eingehalten werden.
Die Kopfbreite ist ein guter Indikator für die Länge der Futterinsekten.
Fütterungsmethoden
Nicht alle Geckohalter sind automatsich auch glückliche Insektenhalter. Nichtsdestotrotz kommt man als Halter nicht darum herum, sich auch mit den Krabbeltieren auseinander zu setzen. Das Hantieren mit Heimchen, Heuschrecken und Co. ist trotzdem nicht jedermanns Sache und viele Leopardgecko-Pfleger versuchen, den direkten Kontakt mit ihnen möglichst zu vermeiden. Dies ist natürlich vor allem beim Verfüttern der Insekten nicht immer ganz einfach.
Eines vorweg: Leopardgeckos sind (meist) geschickte Jäger und sollten ihre Beute nach Möglichkeit selbst jagen dürfen. Daher ist die Jagdmethode allen anderen Methoden vorzuziehen. Dennoch gibt es Gründe, warum einzelne Leckerbissen auch einmal via Pinzette oder in einer Schale angeboten werden sollten.
Jagd
Dies sollte die hauptsächliche Fütterungsmethode darstellen. Obwohl Leopardgeckos eigentlich nacht- und dämmerungsaktive Reptilien sind, gewöhnen sie sich sehr schnell auch an Fütterungen zur Tageszeit. Oft schauen sie schon aus den Verstecken hervor, sobald der Halter das Terrarium öffnet oder sich diesem nur schon nähert.
Bestäuben Sie die entsprechende Anzahl Insekten in einer geeigneten Dose mit einem Vitaminpräparat. Anschliessend geben Sie die Futtertiere lose in das Terrarium. Die Leopardgeckos müssen dafür nicht extra aus ihren Verstecken hervorgeholt werden. In den allermeisten Fällen hören sie die Insekten spätestens, wenn diese im Terrarium umherlaufen. Sie sollten Ihre Tiere also nicht aus den Verstecken hervorholen und so unnötig Stress verursachen.
Diese Fütterungsmethode eignet sich unter anderem besonders für Heimchen, Grillen, Heuschrecken usw. Auch wenn sich einzelne Heimchen rasch im Terrarium verstecken, werden sie meist in der darauffolgenden Nacht - dann werden Heimchen und Grillen aktiv - aufgespürt und verspeist.
Fütterung ab Pinzette
Wer seine Tiere aus einem bestimmten Grund kontrolliert füttern möchte, kann dies mit einer Pinzette tun. Das ist insbesondere bei Waldschaben sinnvoll, da sich diese ansonsten sehr schnell im Terrarium verstecken und nicht selten ins Substrat eingraben. Schaben sind extrem widerstandsfähige Tiere, die auch im Terrarium noch weiter wachsen können. Eine ausgewachsene Schabe ist für ein eher kleines Leopardgecko-Weibchen ein zu grosses Futtertier und kann Probleme verursachen. Daher sollten keine ausgehungerten, ausgewachsenen Schaben im Terrarium umherlaufen.
Ergreifen Sie das mit Vitaminen bestäubte Futterinsekt am hinteren Viertel. Sie dürfen dabei auch etwas fester zupacken - die meisten Insekten besitzen eine harte Chitinhülle. Anschliessend wird das Futtertier dem Gecko Kopf voran angeboten. So kann es der Leopardgecko besser schlucken.
Futterschale
Mehlwürmer und Larven des Schwarzkäfers (Zophobas) sind entgegen ihrem Ruf ausgezeichnete Futtertiere. Vorausgesetzt, dass sie gut und vielseitig ernährt wurden.
Sie werden am besten in einer Schale angeboten. Verwenden sie unbedingt Schalen mit einer glatten, senkrechten Wand. Bei Mehlwürmern reicht es, wenn die Schale 2.5 bis 3 cm hoch ist. Bei Zophobas sind Schalen ab 5 cm geeignet.
Es ist übrigens ein Märchen, dass sich Mehlwürmer und Zophobas durch die Magenwand eines Leopardgeckos fressen können. Dieses falsche Gerücht hält sich seit Jahren, gerade unter Anfängern. Bei mir erhalten schon frisch geschlüpfte Leopardgecko-Babies ab und an ausgewachsene Mehlwürmer. Nach 20 Jahren Haltung und Zucht mit über 600 Jungtieren ist bei mir niemals ein solches Problem aufgetreten. Auch bei meinen vielen Züchterkollegen im In- und Ausland nicht. Daher müssen den Larven der beiden Arten die Köpfe nicht zerquetscht werden.
Fütterung ausserhalb des Terrariums
Manche Halterinnen und Halter füttern ihre Geckos ausserhalb des Terrariums. Sie verwenden dabei eine grosse Box, in welche sie die Tiere einzeln oder auch in kleinen Gruppen platzieren und anschliessend die Futterinsekten hinzugeben. Erstaunlicherweise funktioniert diese Methode ziemlich gut - wenngleich ich davon abraten würde. Wieso sollte man gesunde, kräftige Tiere unnötig stressen, indem man sie aus ihrer gewohnten Umgebung herausnimmt? Und dies auch noch in so regelmässigen Abständen?
Sollten Sie jedoch nicht sicher sein, dass alle Tiere genügend Futter erhalten, kann eine Fütterung ausserhalb des Terrariums durchaus Sinn machen. Dann sollten Sie allerdings die "Vielfrasse" ausserhalb des Terrariums füttern und das schwächere Tier im Terrarium belassen.
In diesem Falle wäre allerdings eher zu überlegen, ob man die Tiere nicht kurzfristig oder gar dauerhaft trennen und separat unterbringen sollte.